Ach Herr, lass Herbst
es
werden, damit die Cabrios von den Straßen verschwinden. Ich kann den Dreck nicht
mehr ertragen, den
sie freisetzen. Ach Herr, ich spreche nicht von Abgasen – das
bisschen Gift ...
Ich spreche von der Emission getjiuhnter Verstärkeranlagen,
deren Bassvibrationen
sich in die letzten Windungen meiner Eingeweide bohren. Niemand hat
mich
gefragt. Ach Herr, niemand sieht die Qualen, die ich leide. Kaum ein
Café kann
ich mehr aufsuchen, ohne dass mir die Bedienung oder der Besitzer Musik serviert –
Musik, die ich niemals hören
wollte und niemals bestellt hatte.
Ach
Herr, warum kann ich nicht sein, wie die Mehrheit, die Gefallen an
dieser öden
Scheiße findet, die sich träge und
mehrheitsfähig aus den Boxen schält?
Der Fachmann nennt dergleichen Hott
Rotäischen. Im Radio waschen sie unser Gehirn mit der
immergleichen Audijokacke
– so lange, bis es uns gefällt und wir willig
zuhören. Hott Rotäischen. Ach
Herr, sie haben uns ins Gehirn schissen. Die Tschihfs off se
bräin haben es
geschafft. Sie haben etwas erfunden, das nie gebraucht wurde. Und jetzt
haben
sie uns klar gemacht, dass wir ohne nicht mehr leben können.
Frei sein kann
nur, wer sich unterwirft. Ach Herr, warum versteht es denn keiner? Ach
Herr,
ich wünsche mir so sehr einen Fettabsauger, damit ich endlich
(m)einen
Waschbrettbauch spazierentragen kann.
Ach
Herr, wie gerne
würde ich mich an einer Kreuzung schlafen legen, wenn nicht
die getjiuhnten
Motoren wären, die nach einem Schumachersieg ihr
Geräusch vorzeigen und dazu
Musik spielen? Ach Herr, lass bei Dorf- und Gemeindefesten endlich
jemanden
unter den Organisatoren sein, der eine Hüpfburg nicht
für das
Allein-Seligmachende hält. Ach Herr, lass es einfach still
bleiben. Ich bitte
ja auch nicht darum, dass alle plötzlich Bach hören.
Ich bitte nur um Stille.
Ach Herr, gib, dass die Menschen sich wieder abends in ihrem Garten
vergnügen
können, ohne dass Musik um sie sein muss.
Würde ich einen Lautsprecher
aufstellen und ein Mozart Klavierkonzert auf Zimmerlautstärke
abspielen – sie
würden mir die Polizei in den Garten schicken und mich
zurechtweisen lassen.
Würde ich aber, Herr, die Polizei rufen, würde mir
ein freundlicher Beamte zu
verstehen geben, dass ich nicht kleinlich sein soll, weil: die wollen
doch nur
ein bisschen Spaß haben. Ach Herr, lass alle Menschen,
die Weil-Sätze nicht
mehr richtig bilden können, bei einem Unfall ums Leben kommen,
oder lass sie
lernen, dass es auch mit ‚denn’ geht.
Lass sie sagen: ich konnte nicht kommen, denn ich war
krank, anstatt zu
sagen: ich konnte nicht kommen, weil ich war krank. Lass Leute, die
nicht mehr
Deutsch sprechen können, nicht ausgerechnet als Rundfunk- oder
Fernsehmoderatoren tätig sein, weil das finde ich echt voll
nicht gut von dir,
Herr. Soll ich noch weitermachen, Herr, oder kannst du dir den Rest
denken?
Warum, Herr, muss ich Gebühren zahlen für Menschen
wie JBK? Herr, ich habe
immer geglaubt, dass am Ende das Gute siegt. Alle haben sie mach
angelogen,
Herr. Du auch!