Schnittstelle

Also was denn jetzt? Fünf Siebtel oder sechs Achtel? Man möchte es doch wissen. Man soll doch drüber schreiben. Also bitte: Fakten, Fakten, Fakten. Knallhart oder butterweich, aber: Fakten. Wir wiederholen. Soirée an der Schnittstelle zwischen Kunst und Literatur. Darunter stellt sich der gemeine Leser etwas vor: Bilder hängen an der Wand. Ein Sprecher tritt in Aktion. So weit, so gut. Jetzt erwähnt der Dockter vom Literaturfreundeskreis aber noch einen Musiker. Das wirft die Frage auf: Gehört die Musik nicht zur Veranstaltung? Sind Töne an der Schnittstelle nicht zu finden? Wozu also Musik? Ist es das Übliche? So machen es alle. Nix geht ohne Töne – egal ob auf der Kinotoilette, beim Allgemeinmediziner, in der Warteschleife oder im Nagelstudio. Keine Schnittstelle ohne Töne? Und wenn Töne: Wie wird das Verhältnis sein. Womit wir wieder bei der Bruchrechnung wären. Und bei der Frage: Was wird es geben? Was wird anklingen? 

Der Dockter weiß es nicht. "Da wird einer kommen und spielen." Ist das jetzt die Unschärfenrelation? Die Auskünfte zu Bild und Text waren doch recht ausführlich. Steht denn überhaupt ein Tasteninstrument in der Galerie? Der Dockter verneint. War denn aber nicht von Klaviermusik die Rede? Doch, war es. Also wie dann? Nun, erklärt der Dockter, der Pianist wird ein Instrument dabei haben. Ach so. Na, wie konnten wir nur fragen. Klar doch: Ein Klavier hat man immer mal eben dabei. Oder ist es gar ein Flügel? Nein, sagt der Dockter. Es ist ein E-Piano. Und wofür steht jetzt das ‚E’? Fürs Ernste oder fürs Elektrische. Der Dockter sagt, es ist das Zweite. Na, dann is ja gut, denn: Mit dem Zweiten sieht man besser. 

Der Pianist, schreibt der Dockter im Waschzettel, lebt und arbeitet als solcher. Was wird er spielen? Nochmal: Der Dockter weiß es nicht. Aber was gelesen wird, weiß er schon, gell. Und was so rumhängt weiß er auch. Das spricht dann doch für die Kaufhaustheorie. Die was? Die Kauf-haus-the-o-rie. Das bedeutet: Musik ist einfach da. Wir denken nicht drüber nach. Musik als Tapete. Nein, das natürlich nicht. Aber Entseeltes aus der Elektrotastatur? Nein, so kanndarfsollte man es nicht sagen. Der Pianist wird Jazziges zum Vortrag bringen. Na, dann klappt es ja auch mit dem E-Piano. 

Trotzdem: Welchen Anteil wird die Musik am eigentlichen Schnittstellenpaket haben? Und: Wird denn bestuhlt. Natürlich wird bestuhlt. Alles, was reingeht. Schon von daher: Voranmeldung. Schnittstellen im Stehen gehen gar nicht. Und wie passen Bilder und Literatur zueinander? Nun ja, es gibt da Bezüge. Beziehungen. Nichts muss. Alles kann. Eigenständigkeit im Ensemble. Gemalte Literatur. Beschriebene Bilder. Vieldeutigkeiten. Anregung zu assoziativem Tun. Einfach mal das Eine zum Anderen bringen. Schnittstellenexperimente. Enzensbergers Lyrik. Ausgewähltes aus den Wolken? Alles? Nein. Auszüge nur. Obwohl: Lyrikbände sind fast immer Lyrikbändchen. Und wenn einer dann schnelle spricht. Dann geht’s. 

Die Musik anschließend zum Trinken. War die nicht zum Hören. Jetzt aber bitte keine Spitzfindigkeiten. Gut, dann nicht. Also: Drei Sechstel Bild, fünfzig Prozent Text – der Rest: Musik aus der Steckdose. Jazz aus der Steckdose – das geht an.