Justus kommt!

Die neue Welt in Cellophan – Schleifchen drum. Bitte sehr. Wir sind in freudiger Erwartung: Justus kommt. Nee, ne? Doch. "Lätts mäik mjusick tugesser äs fränds." Das hatte doch der Lenni schon gesagt. "Die Vielharmonie der Nationen bei uns? Nee, ne?"  "Doch. Echt." 

Justus hat schon  bei der UNO gespielt und – jawoll: beim Papst. Na, dann musser doch gut sein. Und er – der Magier, der Maästro – ihn haben sie geholt. Ins Land der Kopfweiden und Pappelalleen. Er, dessen Spiel – so schrieb es mal ein Kritiker – nur zwei Nuancen hat: 'mit oder ohne Pedal' – er kommt. Greift heilend ein. "Zeig uns, was Kultur ist." Wer Kultur ist. Justuuuuuuuuuuus! 

Seine Interpretationen: klar wie ein niederländischer Gebirgsbach. Die Sponsoren stehen Schlange. Er ist jeden Cent wert. Die mit dem Stern steigen ins Boot. "Justus passt zu uns. Charisma. Faszination." Der Sponsor sieht Parallelen: "Beide Unternehmen bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich in ihrem Beruf zu qualifizieren." Jawoll. Justus, der Sternschnupfen am Klangfirmament. Der Gotthilffischer des Orchesters. "ßie mie! Hiel mie! Fiel me! Tatsch me." Mit allen Spinnen genießen.

Schöne neue Welt in Cellophan: Ein Festival – das Festival ist Justus. Drei Konzerte mit der Vielharmonie. Was wird gegeben: Man weiß es nicht. Du kennst den Koch. Da brauchst du kein Menu. Justus lebt – egal, ob es Brennnesselsuppe wird oder Lachs in Kaugummisauce. Es kann doch nur gut werden. Es muss gut werden. Justus war auch schon im Fernsehen. Vorsicht Klassik. Das waren noch Zeiten. Und damit sich die Presse schon mal ein Bild - pardon, einen Ton machen kann: Klangpröbchen in Cellophan. Schleifchen drum. Dvorak. Die neue Welt, Karneval. Othello.  

Dreimal Justus. Der Veranstalter nennt Konzertreihe, was doch eigentlich eine Reihe von Konzerten ist. Preise im 40-Euro-Bereich. „Wo bekommen Sie das sonst noch?“ Richtig. Woanders wird Justus längst als Sonderangebot verramscht. Der Landrat spricht: "Philharmonie der Nationen - da habe ich erst mal geschluckt." Wohl wahr. Aber: die einen schlucken so - die anderen so.

Die neue Welt in Cellophan. Mensch – das würde doch keiner merken, wenn es ein anderes Stück wäre. Gut – man täte das Englishhornsolo vermissen. Interpretationsfrage. Am besten: Justus gibt nur die bekanntesten Takte aus der Welt der musikalischen Mumien. Das niederrheinische Klangmausoleum: Von Carmina Burana zum Götterfunken. 

Gibt’s ein Abo für’s Festival? Nö. Man rechnet nicht damit, dass jemand drei Tage hintereinander ins Konzert möchte. Das kannst du so und so sehen. Justus dreimal? Muss nicht. Trotzdem: Mit Justus kommt die Kultur. Jetzt. Endlich. Mc Mjusick. Jetzt segnen sie uns. Justus spritzt mit musikalischem Weihwasser. Die Karten: Das besondere Geschenk der ganz anderen Art. Damit kannst du beweisen: Du kennst dich aus in der Welt der großen Töne. Alle wollen sie große Töne spucken, und Justus geht uns voran. Die Wallfahrt zur Musik.

Dvorak in Cellophan. Vergiss das Schleifchen nicht. Jetzt noch ein paar dumme Sprüche für das Phrasenschwein: Kultur, der weiche Standortfaktor. Justus, der Maestro mit dem Charisma. Wir setzen uns mit Tränen nieder. 

Sie werden kommen. Sie werden Notenschlüssel auf die Bühne werfen, und Justus wird besternt durch die Region fahren. Vielleicht schnell noch einen Umzug organisieren: Musikschüler säumen die Straße. Lauter gute Noten. Eine Straße nach Justus benennen. Eine Sackgasse vielleicht. Pomp änd ßörkumstänz.